Das Barf-Profil

Immer wieder wird gefragt, ob nach einiger Zeit des Barfens nicht ein Barf-Profil sinnvoll wäre. Teilweise raten auch Tierärzte mehr oder minder dringend dazu.

Abgesehen von der Merkwürdigkeit, dass kaum jemand auf die Idee kommt, nach mehreren Monaten der Ernährung mit einem Trockenfutter ein solches Profil zu erstellen, wollen wir hier einmal näher beleuchten, welchen Sinn solch eine Untersuchung hat.

In den gängigen Tests werden meist die folgenden Werte überprüft: Calcium, Phosphat (anorganisch), Kupfer, Zink, Jod (gesamt), Vitamin A und Vitamin D3.

Auch ein Anbieter eines solchen Barf-Profils schreibt ganz offen: "Das BARF-Profil stellt ein Momentaufnahme dar. Aussagen über die mittel- und langfristige Nährstoffversorgung von Hund und Katze lassen sich nur durch eine Rationsberechnung treffen."

Aber wie sieht es nun mit den einzelnen Parametern genau aus.

Calcium

Der Calciumspiegel im Blut wird über verschiedene Mechanismen sehr streng reguliert. Als "Speicher" fungieren dabei die Knochen. Bei einer Unterversorgung mit Calcium wird dieser Speicher aktiviert und es findet eine Demineralisierung der Knochen statt.

Das bedeutet: Ein deutlicher Abfall des Blutspiegels wird erst dann sichtbar werden, wenn die Fähigkeit des Speichers, den Calciumgehalt im Blut konstant zu halten bereits erheblich überschritten wurde. Und dies bedeutet, dass schon lange bevor ein Absinken des Calciumwerts im Blut feststellbar ist, eine Demineralisierung der Knochen stattgefunden hat.

Phosphat

Der Phosphorgehalt im Blut wird nicht ganz so streng reguliert. Bei der Rohernährung ist eine Unterversorgung fast ausgeschlossen, da viele tierische Zutaten viel Phosphor enthalten. Eine Überversorgung ist möglich, darauf reagiert der Organismus mit erhöhter Ausscheidung über den Urin. Genau dort (in der Harnblase und in den Nieren) treten aber auch die ersten Probleme in einem solchen Fall auf. Da die Ausscheidung bereits erhöht sein kann, der Blutwert aber noch im Normbereich, wäre es weitaus sinnvoller über den Urin die entsprechenden Werte zu überprüfen. Leider gibt es noch keine sinnvollen Referenzwerte für roh ernährte Hunde.

Kupfer

Der große Kupferspeicher im Organismus ist die Leber. Nur ein kleiner Teil des Gesamtkupfers ist im Blut zu finden. Daher ist eine Bewertung der Kupferversorgung durch eine Blutanalyse nur begrenzt möglicht, weil man keine Aussage über die Leberreserven bekommt. Theoretisch wäre eine Leberbiopsie möglich um diesen zu überprüfen. Das wird man jedoch wegen der damit verbundenen Risiken nur im Ausnahmefall (z.B. wegen des Verdachts der Kupferspeicherkrankheit) vornehmen.

Zink

Die Aufnahme von Zink wird durch einige andere Faktoren beeinflusst. Phytinsäure (der Antinährstoff in vielen pflanzlichen Zutaten) behindert die Aufnahme, aber auch hohe Mengen an Calcium oder Kupfer. Ebenso kann die Aufnahme durch Bauchspeicheldrüseninsuffizienz beeinträchtigt sein.

Der Zink-Gehalt im Serum kann nur bedingt zur Beurteilung der Versorgung herangezogen werden, denn auch Lebererkrankungen, Infektionen oder schlicht eine Trächtigkeit lassen den Serumgehalt von Zink sinken.

Eine exakte Bestimmung des Zinkstatus wäre nur über eine Leber- und Knochenmarksbiopsie möglich.

Jod (gesamt)

Der Jodgehalt im Blut ist prinzipiell aussagekräftig hinsichtlich der Versorgung des Hundes. Allerdings findet die Überwachung der Jod-Versorgung bei den Menschen über eine Urinanalyse statt.

Hier besteht das Problem eher darin, dass noch immer Unklarheit darüber besteht, welche Jodkonzentration denn tatsächlich gesund ist. Sicher ist, dass sowohl eine Unterversorgung als auch eine Überversorgung gesundheitliche Probleme nach sich zieht. Unklar ist indes, wo die jeweiligen Grenzen liegen.

Da eine Unter- oder Überversorgung direkten Einfluss auf die Funktion der Schilddrüse hat, ist der weit zuverlässigere Weg, direkt deren Funktion über die entsprechenden Schilddrüsenwerte zu überprüfen.

Vitamin A

Der Vitamin A Spiegel im Blut eines Hundes schwankt deutlich mehr als bei vielen anderen Tierarten. Auch sind Hunde gegenüber einer Vitamin A Überversorgung erheblich toleranter als zum Beispiel der Mensch. Das Speicherorgan für Vitamin A ist die Leber und dort können erhebliche Mengen eingelagert werden.

Über den Blutspiegel ist eine Beurteilung der Vitamin A Versorgung unmöglich, da er keine Aussagen über die Leberreserven bietet. Auch hier würde letztlich nur eine Leberbiopsie eine zuverlässige Beurteilung zulassen.

Vitamin D3

Prinzipiell kann die Vitamin D3 Versorgung des Hundes durchaus mit dessen Blutspiegel beurteilt werden. Allerdings berücksichtigt dieser Wert nicht die Konzentration des aus Pflanzen stammenden D2, das eine annähernd gleich große Wirkung beim Hund hat.

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann man daher sagen, dass ein Barf-Profil nur in den seltensten Fällen Sinn macht. Wenn man Sorge hat, ob der Hund mit allem wichtigen versorgt ist, sollte man besser die Zusammensetzung des Futters überprüfen (egal ob selbstgekocht, roh, trocken oder in Dosen!)

Hat man den Verdacht, dass irgendetwas nicht stimmt, ist man meist mit einem geriatrischen Blutbild inkl. Schilddrüsenwerten und/oder einer Urin- und Kotuntersuchung besser beraten.

Quellen:

Meyer / Zentek, "Ernährung des Hundes", 6. Auflage, 2010, Kapitel 4